Hintergrund: Geschmack und Vielfalt
Individuelle Geschmacksvorlieben und Gemeinschaftsverpflegung
Essen ist mit ganz individuellen Vorlieben und persönlichen Erfahrungen verbunden. Hinzukommt der unterschiedliche Stellenwert, den Nahrungsmittel und das Essen bei den Einzelnen einnehmen. Das Spektrum reicht vom begeisterten Foodie über sensible Super-Taster bis zum Ganz-schnell-nebenbei-Esser. Essen in der Schule kann der Individualität immer nur bedingt Rechnung tragen. Aber gemeinschaftlich erlebte Mahlzeiten bieten Kindern und Jugendlichen einen Rahmen den eigenen Erfahrungshorizont zu erweitern.
Feinschmecker werden
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Gut ist es, für den Austausch zum Geschmack eine gemeinsame Sprache zu entwickeln. Die verschiedenen Sinne beim Essen einzusetzen und die Eindrücke zu verbalisieren, kann trainiert werden. Jede(r) kann Feinschmeckerin oder Feinschmecker werden! Einfache Sinnesübungen für die 5 Sinne – Sehen, Riechen, Hören, Tasten, Schmecken können mit unterschiedlichsten Nahrungsmitteln, wie Obst- und Gemüsesorten, verschiedenen Brotsorten oder Kräutern durchgeführt werden. So kann aus dem simplen „schmeckt nicht!“ ein qualifiziertes „zu bitter“, „zu matschig“, oder „zu süß“ werden. Oder es kann die Erkenntnis erwachsen, dass gekochte Möhren zwar kein Lieblingsgemüse, aber knackig in Rapsöl in der Pfanne gedünstet doch eigentlich ganz lecker sind.
Aufs Bauchgefühl setzen
Unsicherheit und Überforderung können durch den Überfluss an Lebensmitteln und Ernährungstrends ausgelöst werden. Besser ist es in einem vertrauten Rahmen die eigenen Geschmacksvorlieben näher kennenzulernen und Neues auszuprobieren.
Super-Food und Nahrungsergänzungsmittel
Durch den Einfluss sozialer Medien sind aktuelle Food-Trends und ungesicherte Ernährungsempfehlungen allgegenwärtig. Gerade Jugendliche sind hier sehr aufgeschlossen und experimentierfreudig. Das Robert Koch Institut hat in seiner neuesten Erhebung zum Gesundheits- und Ernährungsverhalten bei Kindern und Jugendlichen (KIGGS-Welle 2) festgestellt, dass jeder Sechste Heranwachsende Nahrungsergänzungsmittel schluckt und dies oftmals ohne medizinische Indikation.
Tatsächlich können die meisten ihren Körper durch eine ausgewogene Ernährung ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgen. Und dafür ist auch nicht der Verzehr von sogenanntem Superfood notwendig.
Mit dem Marketingbegriff „Superfood“ werden Lebensmittel mit angeblich gesundheitsfördernden Eigenschaften bezeichnet. Meist kommen die Superfoods aus exotischen Ländern, wo sie wegen ihrer wertvollen Inhaltsstoffe schon seit Hunderten von Jahren geschätzt würden. Die meist getrockneten Chia, Açaí- und Goji-Beeren, Moringa, Spirulina- oder Chlorella-Algen verfügten über einen hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralien, Omega-3-Fettsäuren, Polyphenolen und Antioxidantien. Über die ihnen nachgesagten Wirkungen fehlen jedoch weitgehend wissenschaftliche Nachweise.
Auch gibt es zahlreiche heimische Lebensmittel wie Leinsamen, Grünkohl, Spargel, Äpfel und Rote Beete, die ebenfalls viele (Mikro-)Nährstoffe enthalten, sich jedoch wegen ihrer allgemeinen Bekanntheit und der weniger exotischen Namen schlechter vermarkten lassen. Heimische „Superfoods“ sind zudem in der Regel frischer, regionaler, günstiger und dazu noch ökologischer als Lebensmittel aus Übersee.
Die Verbraucherzentrale NRW e.V. warnt: Die meisten Aussagen zu Superfoods stammten von gewerblichen Anbietern. Scharlatanerie sei weit verbreitet. Zudem seien Superfoods, besonders solche in Kapselform, häufig mit Schadstoffen belastet und teuer.
Am besten regional und saisonal
Abwechslung und Vielfalt können eine ausgewogene Ernährung garantieren. Es gibt viele gute Gründe dafür, dabei möglichst oft regional angebautes und saisonal verfügbares Obst und Gemüse zu verzehren. Es schmeckt einfach besser, ist frischer und umweltverträglicher. Denn Umweltbelastungen durch weite Transportwege sowie hohen Wasserverbrauch beim Anbau in trockenen Regionen der Erde werden vermieden. Der Verzehr saisonaler Lebensmittel sorgt zudem für eine „natürliche“ Abwechslung im Jahresverlauf. Welche Obst- und Gemüsesorten gerade wachsen, kann man in Saisonkalendern nachlesen.
Gemeinschaftlich essen – heißt auch Besonderheiten respektieren
In der Gemeinschaftsverpflegung kann nicht auf alle individuellen Vorlieben Rücksicht genommen werden. Dennoch ist es wichtig, dass alle Kinder und Jugendlichen an den Mahlzeiten teilnehmen können und niemand außen vor bleibt.
Das gilt insbesondere für Heranwachsende, die aufgrund von Lebensmittelallergien oder -unverträglichkeiten bestimmte Nahrungsmittel nicht essen können. Bei einer Allergie reagiert der Körper überempfindlich auf bestimmte Lebensmittel oder Lebensmittelinhaltsstoffe. Die körperlichen Reaktionen sind individuell verschieden.
Symptome sind z.B. Hautausschlag, Erbrechen, Husten, Fließschnupfen, Atemprobleme oder Durchfall. Im schlimmsten Fall kann es zum anaphylaktischen Schock kommen. Er kann zu Kreislaufversagen führen und lebensbedrohlich sein. Bei Kindern sind die häufigsten Auslöser einer Lebensmittelallergie Kuhmilch, Soja, Hühnerei, Nüsse, Fisch und Weizen. Jugendliche leiden eher an Allergien gegen rohe Gemüse und Obst, Gewürze, Nüsse und Erdnüsse. Die Behandlung einer Lebensmittelallergie besteht darin, den allergieauslösenden Stoff konsequent zu meiden, auch in kleinsten Mengen. In der EU besteht die Pflicht, sowohl verpackte, als auch unverpackte Lebensmittel hinsichtlich der 14 häufigsten Allergene zu kennzeichnen.
Esskultur stärken und kulturelle Vielfalt berücksichtigen
Gemeinsames Essen bietet die Möglichkeit, miteinander Zeit zu verbringen und zu einer Gruppe zusammenzuwachsen. Esskultur ist auch ein wichtiger Teil unserer Identität und unseres Gefühls für Heimat und Gruppenzugehörigkeit. Gleichzeitig wird gerade beim Essen deutlich, wie sehr sich die verschiedenen Esskulturen in einer globalen Welt beeinflussen. Pizza oder asiatische Nudelgerichte stehen bei Kinder und Jugendliche hoch im Kurs. „Exotische“ Früchte, wie Avocados sind bekannter als heimischer Mangold. Mit Neugierde und Interesse an Neuem kann die Scheu vor dem Unbekannten überwunden werden. Sich anderen Kulturen über die entsprechenden Speisen und Essgebräuche zu nähern, hilft, um miteinander ins Gespräch zu kommen und Ungewohntes besser kennenzulernen.
Um Heranwachsenden, die aus religiösen Gründen bestimmte Fleischarten meiden, eine Teilnahme am Essen in der Schule zu ermöglichen, sollte bei allen Gerichten, die Fleisch oder Bestandteile tierischen Ursprungs enthalten, die Tierart benannt sein.
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